Kriegshaber - Ortsgeschichte und Hausbesitzerliste

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Maximilian Josef
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Kriegshaber - Ortsgeschichte und Hausbesitzerliste

Beitrag von Maximilian Josef » Fr 13. Apr 2012, 18:23

Kriegshaber

Geschichtlicher Abriß eines Augsburger Stadtteils

Von Maximilian J. Kraus


Am 01.04.2006 ist es genau 90 Jahre her, daß -mitten im ersten Weltkrieg - aus der, rund 4400 Einwohner zählende Gemeinde Kriegshaber ein Stadtteil von Augsburg wurde.
Augsburgs Areal wuchs dadurch um 886 Tagwerke, auf denen 508 Wohngebäude standen.
Der Verfasser hat bei der Zusammenstellung der Ahnenliste seiner Familie Rückschau auf die Ortsgeschichte seines Geburtsortes gehalten.

1. Entstehung des Namens.

Die Entstehung des Namens Kriegshaber geht auf ein blutiges Ereignis zurück. So sollen bereits vor Beginn unserer Zeitrechnung römische Truppen, denen auch griechische Söldner angegliedert waren, in der Gegend des heutigen Kriegshaber ein Standquartier gegenüber einer keltischen Siedlung (vielleicht dem späteren Augsburg) aufgeschlagen haben. Bei einem Überfall machten die keltischen Freiheitskämpfer, aus dem Stamm der Vindeliker, die römische Besatzung nieder. Dabei wurde auch ein hoher Offizier namens AVAR, der Sohn des griechischen Königs Bogud, gefangen genommen und anschließend den heidnischen Göttern geopfert. Die Stelle, wo der „Krieche Avar“ ums Leben kam, soll dem späteren Weiler Kriegshaber den Namen „Kriechavar“, „Chrekesavaron“ und schließlich „Crikesavar“ gegeben haben.
Andere Sprachwissentschaftler führen den Namen auf einen, aus Rheinfranken eingewanderten Bauern Chriech zurück. Dieser soll der erste Siedler gewesen sein und die Bezeichnung seiner Nachkommen „Chrieches avaron“ - altsächsisch für - „Nachfahren des Chriech“ könnte den Namen gegeben haben.
Eine weitere Auslegung des Namens spricht vom „Gries“, einem Sandboden, auf dem nur Hafer gedeiht. Aus diesem „Gries Hafer“ habe sich schließlich der Stadtteil Kriegshaber entwickelt.
Bei so vielen Namensdeutungen verfügt Kriegshaber über eine beachtliche Fülle von Schreibweise. So ist aus dem Jahre 1000 Chrechesavar, 1135 Chrikesavaron, überliefert, 1428 sagte man Krieschshabern, 1488 auch Grüeßhaber, dann Kriegshaabern und endlich 1590 Kriegshaber.

2. Kirchliche Entwicklung

Als der Weiler 1357 an den Bischof von Augsburg überging, hatte er zwei Höfe, 1413 waren es drei Höfe, eine Kirche bedurfte man deshalb noch nicht. Aber bereits vor dem 30-jährigen Krieg ist der Weiler auf eine Ortschaft mit 14 Feuerstellen angewachsen, so dass 1689 die erste Kapelle an der Ecke Ulmer und Neusässer Straße entstanden ist. Stifter waren die Eheleute Simon und Elisabeth Magg. Zur Kirche aber ging man nach Oberhausen. Dort befand sich die Mutterpfarrei St. Peter und Paul. Dort beginnt Kirchenbuch 1667. Die ältesten Familiennamen für Kriegshaber - aus dem Hochzeitsbuch bis 1720 entnomen - lauten: Baumeister, Baur, Bucher, Fleiner, Föls, Gleich, Hafner, Hörber, Magg, Mösel, Mözendorfer, Mühlbekh, Müller, Pfaderisch, Prugger, Staydle, Steiner, Stimpfl und Stockher.
1816 konnte die Kapelle zur Filialkirche erweitert werden. Erst 1864 wurde Kriegshaber zur selbständigen Pfarrei erhoben, und 1868 konnte in einer feierlichen Konsekration die Pfarrkirche zu Ehren der Geheimnisse der „Allerheiligsten Dreifaltigkeit „ durch Bischof Prankratius von Augsburg eingeweiht werden.
Dieser erste Kirchenbau wurde 1929 umgestaltet und nach 1950 - nach einer Zerstörung durch Fliegerangriffe im Juli 1944 (nur der Turm blieb stehen) - neu aufgebaut werden. Folgende Notkirchen mussten vorübergehend benutzt werden: Der Pfarrhauskeller, die Fabrikhalle „Lifa“ und die TSV-Turnhalle.
Die Bevölkerungszunahme in der Nachbargemeinde Neusäß (seit 1900 nach Kriegshaber eingepfarrt) war die Ursache, dort eine eigene Kirche zu errichten. 1954 erfolgte die Ausgliederung von Hl. Dreifaltigkeit.
Während des Zweiten Weltkrieges konnte die Pfarrkirche St. Thaddäus zunächst als Expositur und in den Jahren 1959 bis 1961 für die evangelischen Gläubigen die Kirche St. Thomas (mit einem in Augsburg einzigartigen Rundturmbau) fertig gestellt werden.
Das vierte Gotteshaus in Kriegshaber - mit der aufgelassenen Judensynagoge sind es fünf - ist ebenfalls in den fünfziger Jahren im Amerikaner viertel Centerville errichtet worden und wurde bis zum Abzug der US-Streitkräfte 1998 abwechselnd durch die katholischen und protestantischen Christen benutzt.

3. Die Judengemeinde

Juden wurden erstmals 1565 erwähnt, müssen aber schon viel früher am Ort ansässig gewesen sein. Ihnen war es wiederholt verboten worden, in der freien Reichsstadt Augsburg zu wohnen, so dass sich das vor den Toren der Stadt liegende und seit 1559 nicht mehr verpfändete Kriegshaber geradezu als Niederlassung anbot.
Schon 1627 - während einer „Bösen Contagion“ (Seuche, Pest) wurde der Judenfriedhof angelegt. In Ihm mussten auch die Juden der umliegenden Gemeinden Pfersee, Steppach, Schlipsheim und Fischach bestattet werden. Davor wurden nämlich die toten Juden nach Burgau überführt und dort bestattet, jedoch befürchtete jetzt dort die Einschleppung einer Infektion und ließ die Juden nicht mehr nach Burgau hinein. 1695 und 1722 musste der Friedhof erweitert werden. Anno 1694 waren die Juden nämlich wieder einmal aus Augsburg verdrängt worden.
Die Synagoge ist 1570 - zunächst als „Judenhaus“ - errichtet worden und diente gleichzeitig als „Judenschule“. An der Spitze der jüdischen Religionsgemeinde stand der Rabbiner, welcher auch die Glaubensbrüder der vorgenannten Orte mit betreute.
1724 zählte der Ort 60 Judenfamilien. Die Judensiedlung wurde durch die Marktgrafschaft Burgau stets gefördert, so dass sich vor den Toren der Reichsstadt Augsburg ein blühendes Gemeinwesen entfalten konnte. Noch 1829, als das baierisch gewordene Dorf Kriegshaber 96 Häuser, 246 Familien und 1025 Seelen umfasste, waren ein Drittel der Einwohnerschaft (322 Personen) Juden.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Juden Abraham und Anton Adam aus Kriegshaber, welche zur des Zeit Kaiser Josef II. (1780-1790) als kaiserliche Schutzjuden genannt werden. Während des Türkenkrieges 1788-1790 treten sie als Großhändler und Armeelieferanten auf und werden für ihre Verdienste von Kaiser Franz II. (1792-1835) im Jahre 1794 erbländisch geadelt. Anton Adam, Edler von Kriegshaber, Gutbesitzer zu Zlocznow (Galizien), Großhändler und Fabrikant, wurde 1808 gerittert und hinterließ 7 Söhne. Das Geschlecht hat sich nach Galizien, Oberösterreich und Tirol verzweigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert sich die Spur der Familie.

4. Die Hinrichtungsstätte

Anno 1364 wird erstmals der Galgen von Kriegshaber urkundlich erwähnt, da die Augsburger Richtstätte mitsamt dem darnach benannten Stadtteil „Wagenhals“ (= Wag den Hals) wegen seiner für die Verteidigung der Stadt ungünstigen Lage abgerissen wurde. Auf dem heute noch erhaltenen Flurnamen „im Galgental“ - in Neukriegshaber in der Nähe der Bahnunterführung Saarburgstraße/Manlichstraße - befand sich nämlich die Hinrichtungsstätte der Stadt Augsburg (Augsburger Hochgericht).
Die behandelten Fälle betrafen durchwegs Augsburger Urteile, Leute aus Kriegshaber konnten, da sie markgräfliche burgauische Untertanen waren, und da das „Territorialitätsprinzip“ herrschte, nur dann in Augsburg gerichtet werden, wenn - im Falle eine Verbrechens - Augsburg das „forum de licti“ war; sonst bildete Burgau für sie das „forum domicilii“ - mit anderen Worten: Augsburg war nur zuständig, wenn die Verbrechenstat im Augsburger Stadtrayon erfolgte.
Zahllose Menschen wurden dort geköpft, gehängt, gerädert, gevierteilt, verbrannt oder lebendig begraben. In gewissen Abständen war eine Räumung des Galgenberges notwendig. 1471 kamen dabei 250 Schädel zu Tage. Allein zwischen 1666 und 1694 wurden beim Galgen nicht weniger als 13 Frauenspersonen hingerichtet, weil sie als Hexen überführt galten.
So war es kein Wunder, dass der Name Kriegshaber durch die Nachbarschaft zu Richtstätte eine bedenkliche Färbung erhielt und die geflügelten Redensart „gen Kriechshaberwartz gehenckt“ entstand.

5. Die politische Zugehörigkeit und Eingemeindung nach Augsburg

1310 wurde die Markgrafschaft Burgau, zu der der Weiler Kriegshaber politisch gehörte, von den Grafen von Berg(-Schelklingen) an Österreich verkauft. 1357 sind dann die wohlhabenden Augsburger Bürger Heinrich Hangenohr, Luitpold Wohlfahrts Erben und Conrad Ilsung als bischöfliche Lehenträger erwähnt. Später folgen Hans Lieber, Peter Egen „von Argon“ und Jörg Grandner. 1488 war das Augsburger Katharinen-Kloster, das Heilig Geist-Spital und das Augsburger Patriziergeschlecht der Rehlinger im Ort begütert.
1803 ist das habsburgische Burgau - und somit auch Kriegshaber - zum Kürfürstentum bzw. späteren Königreich Bayern geschlagen worden. 1817 erhielt Kriegshaber - nach der geometrischen Vermessung - seine heutigen Gemarkungsgrenzen.
1914 hatte das Dorf Kriegshaber 4399 Einwohner. Es bestand aus 508 Wohngebäuden und verfügte über 886,3 Tagwerk Gemeindeflur. Während es ersten Weltkrieges erfolgte am 01.04.1916 unter dem letzten Bürgermeister Josef Schärtl (geb. am 07.02.1844 in Kriegshaber, gest. 21.01.1917 in Augsburg) die Eingemeindung in die Großstadt Augsburg. Die Eingemeindungen der Gemeinden Meringerau (1907), Lechhausen und Hochzoll (1911), sowie Oberhausen und Pfersee (1913) waren vorausgegangen.
Es erfolgte eine umfangreiche Umbenennung der Straße. Aus der Hauptstraße wurde die Ulmer-Straße, aus der Dillinger-Straße die Neusässer-Straße, aus der Stadtberger-Straße die Kriegshaber-Straße, aus dem Unteren Graben und der Iraelitischen Friedhofstraße die Hummelstraße, aus der Elend- Grabenstraße die Markgrafenstraße, aus der Rußlandstraße die Rockenstein- und Vohenburgstraße, schließlich aus dem Krautgartenweg die Schelklinger-Straße.
Den dörflichen Charakter hat der Stadtteil Kriegshaber - 1999 mit 14081 Einwohner, davon 2820 Ausländer (= 20,0 %) - in der Nachkriegszeit völlig verloren. Ein Bauernhof befindet sich in seinen Gemarkungsgrenzen nicht mehr. In den dreißiger Jahren wurden die großen Kasernenanlagen errichte, welche nach Abzug der Amerikaner 1998 einer zivilen Nutzung zugeführt werden sollen. Ebenso werden die ab 1945 errichteten amerikanischen Wohnsiedlungen (Dabei wurde 1947 die Überreste eines keltischen Wagengrabes, das vermutlich auf die Eingangs erwähnte Vindelikerzeit zurückzuführen ist.) „Cramenton“, „Sullivon Heights“ und „Centerville“ Zug um Zug dem öffentlichen Wohnungsmarkt übergeben.
Der weiteren Entwicklung an der Schwelle des Dritten Jahrtausends kann optimistisch entgegengesehen werden.

6. Chronologie der Durchzüge, Aufmärsche, Verheerungen und Kriege

1324 Kaiser Ludwig der Bayer zieht durch den Weiler Kriegshaber zur Belagerung des befestigten Schlosses Burgau, das Ritter Burkhardt von Ellerbach mit 300 Rittern erfolgreich verteidigt.
1372 In der Reichsstadt Augsburg kommt es seit 1368 zu Kampf der Zünfte gegen das städtische Patriziat, wobei letztere sich mit dem bayerischem Adel verbinden. Dabei werden die gegenseitigen Besitzungen - 1372 vermutlich auch Kriegshaber - verwüstet.
1376 Die Bayernherzöge Stefan III. „der Kneißl“ und Friedrich verbrennen Kriegshaber und die Ortschaften Göggingen, Inningen, Oberhausen, Hirblingen, Gablingen, Steppach und Gersthofen, nachdem sie vorher Augsburg erfolglos belagert und bestürmt hatten.
1388 Ulrich von Württemberg rückt von Westen gegen Augsburg vor, verwüstet Fluren, verbrennt Dörfer und macht Einwohner nieder.
1462 Der Bayernherzog Ludwig „der Einäugige“ kommt mit großer Macht auf das Feld von Kriegshaber und plündert und verwüstet den Weiler nachdem sich vorher sein Raubzug gegen Augsburg gerichtet hat.
1492 Während des schwäbischen Bundesfeldzuges gegen Herzog Albrecht von Bayer, lagert das Heer mit 2150 Pferden und 18000 Mann Fußvolk bei Oberhausen und Kriegshaber.
1545 Der protestantische Augsburger Bürgermeister Herbrot lässt alle bewaffneten Bürger - 470 Reiter und 3546 Mann zu Fuß - auf der Unebene zwischen dem Hochgericht und Kriegshaber zu einer großen demonstrativen Heerschau - unter Führung des Feldhauptmannes Schertlin von Burtenbach - Kriegsübungen machen.
1552 Kurfürst Moritz von Sachsen lagert zwischen Kriegshaber und Oberhausen um den bedrängten Protestanten in Augsburg zu helfen.
1562 Auf der Reichsstraße zwischen Kriegshaber und Steppach begrüßt Herzog Albrecht V. mit 300 Rittern den römischen Kaiser Maximilian II.
1646 Im 30-jährigen Krieg wurde Kriegshaber mehrmals von schwedischen und kaiserlichen Truppen heimgesucht. Am Schlimmsten war es im Oktober 1646, als Franzosen und Schweden nach einer missglückten Belagerung von Augsburg unter Verwüstungen der umliegenden Dörfer wieder abzogen.
1660 Die kaiserliche Reitpost führt durch den Ortsteil. Aber erst 100 Jahre später konnte sich der Augsburger Bürger in die „Fahrende Post“ setzen, um über Kriegshaber nach Ulm/Günzburg zu kommen.
1704 Als sich während des spanischen Erbfolgekrieges die bayerischen, französischen und kaiserlichen Besatzungen immer wieder ablösen, wurden die Ortschaften um Augsburg wiederholt in Mitleidenschaft gezogen und ausgelaugt.
1770 Die Wagenkolonne des pompösen Brautzuges von Maria Theresias 15jähriger Tochter - Erzherzogin Marie Antionette - zieht von Augsburg kommend mit 370 Pferden und 57 Wagen - Richtung Günzburg, in der Absicht, die Braut dem französischen Dauphin, dem späteren König Ludwig XVI., zu übergeben.
1792 Kaiser Leopold II. sendet österreichische Truppen an den Rhein, welche durch Kriegshaber ziehen, um die Fortschritte der Französischen Revolution zu hemmen.
1796 Der französische General Moreau zieht nach Augsburg. Rund um die Reichsstadt lagern 40000 Mann der Armee du Rhin und müssen verproviantiert werden. Beim Hochgericht zu Kriegshaber wird ein Fesselballon zur Feindbeobachtung hochgelassen.
1805 Kaiser Napoleon übernachtet angeblich im „Marstaller Hof“ in Kriegshaber, um am nächsten Tag die Reichsfreiheit von Augsburg zu beenden. Nach der Schlacht bei Austerlitz fällt die gesamte Markgrafschaft Burgau mit dem Dorf Kriegshaber an Bayern.
1817 Der bayerische Staat kauft den ca. 125 Hektar großen Exerzierplatz für 17000 Gulden.
1854 Im Ort herrscht die Cholera.
1911 Am Ostermontag 12. April, landet vor 50000 Zuschauer zum ersten mal ein Flugzeug auf dem Großen Exerzierplatz.
1916 Kriegshaber wird nach Augsburg eingemeindet.
1945 Augsburg, und somit auch der Stadtteil Kriegshaber, wird von US-Truppen besetzt. Der Reichstagspräsident, Reichsluftmarschall, Reichsjägermeister und Inhaber zahlloser weiterer Ämter und Titel - Hermann Göring - wird nach seiner Gefangennahme in der Flak-Kaserne verhört.
1982 Auf dem Kobelfeld entsteht ein Zentralklinikum mit ca. 1400 Betten.
1995 Die Bundesstraße B 17 (Westumgehung) wird dem Verkehr übergeben und durchschneidet den Ortsteil Kriegshaber von Nord nach Süd in zwei Teile.
1998 Die US-Armee schließt den Standort Augsburg und verlässt somit auch den Ortsteil Kriegshaber. Die Kasernenanlagen werden ziviler Nutzung zugeführt.

7. Namensliste sämtlicher Inwohner der Rural Gemeinde Kriegshaber, Königliches Land Gericht Göggingen

Für das Jahr 1830 liegt eine Liste zur katastermäßigen Erfassung der Hausbesitzer vor, welche nachfolgend veröffentlicht wird. Der Verfasser hat die seinerzeitigen Hausnummern und die Schreibweise der Namen unverändert gelassen. Die Religionszugehörigkeit ist nicht erwähnt. Doch kann der sachkundige Familienforscher anhand der Vor- und Familiennamen (hier Geschlechternamen) und der Berufe unschwer erkennen, dass der Anteil der israelitischen Bevölkerung - welche seit 1570 im Dorf nachgewiesen ist - sehr hoch war (etwa 1 Drittel). Letztere sind infolge der fortschreitenden Judenemanzipation zunehmend in die nahe Stadt Augsburg und andere Großstädte abgewandert. Das Kürzel "jetzt" wurde vom Verfasser angebracht und zeigt die nach 1830 erfolgten Veränderungen im Hausbesitz durch Todesfälle Erbschaften, Verkäufe oder Tausch an.

Polizeiliche Tauf- und Geschlechtsnamen Haus-Name Bemerkungen
Hausnummer Karakter oder Gewerbe

1 Sebastian Spieß Bauer
2 Ignaz Heilbronner Handelsmann
3 1/2 Salomon Kahn Insurmator
3 der Judenschaft Synagoge
4 Manuel Drek Pferdhändler Jud
5 Emanuel Joll Mandels Witwe Handelsmann
6 1/2 Gottlieb Landauer Handelsmann 1/3
6 Moritz Dick Handelsmann 2/3
7 Ephraim Wünsch Wittwe Handelsmann
7 1/2 Bernhard Burger Handelsmann
8a Thoma Langmands Witwe Handelsmann
8 b Seligmann Ulmann Handelsmann
8 c Heinr. Bachmann Handelsmann
8 Lagmands Cohan "jetzt" Handelsmann
9 Seligmann Bachmann Handelsmann
10 Abraham Steiner Handelsmann
11a Abraham Bachmann Handelsmann 2/3
11 b Leopold Egelmann Handelsmann 1/3
12 Lazarus Fischmann Handelsmann
Seligmann Bachmann "jetzt" Handelsmann
13 Elias Bachmann Handelsmann 1/2
13 a Joseph Maiers Witwe Judenschullehrers Wittwe 1/4
13 b Seligmann Schmall Handelsmann 1/4
14 a Isaak Platenmayer Metzger 2/3
14 b Zacharias Platenmayer Metzger 1/3
15 Joseph Maier Bäcker
16 Wendelin Hermann Sattler
17 Mathias Schneck Both
18 Samuel Blochs Wittwe Buchhalter
19 Seligmann Bachmann Handelsmann
20 Joseph Kuhn Handelsmann
21 Isaak Obermair Metzger
21 a Heinrich Obermaier Metzger
22 Heinrich Hirsch Wittwe "jetzt" Handelsmann
Abraham Hisch Handelsmann
23 Anton Rohrer Metzger
24 dtto. -
25 Joseph Löw Handelsmann
26 Jakob Götz "jetzt" Handelsmann
Elias Dick Pferdhändler
27 Elias Dick "jetzt" Pferdhändler
Jakob Götz Handelsmann
28 Salomon Oberdorfer Handelsmann
29 Joseph Saleß Kassenschenk
30 Joseph Seiz "jetzt" nun Seitz Bäcker
31 Judenschaft - 1/3
31 a Isaak Lämle Garküche 1/3
31 b Joseph Frankfurter - 1/3
32 Seom Obermayers Wittwe Metzger 1/2
32 a Abraham Obermayer Metzger 1/2
33 Seligmann Bachmann Handelsmann
34 Franz Böck Schmid
Jakob Bachmayer Schmied
35 Tobias Hirschmann Handelsmann
36 Leopold Openheimer Metzger
37 Joseph Kaiser "jetzt" Kramer
Joseph Riß Kramer
38 Georg Schnell "jetzt" -
Antonia Schnell Baderswittwe
39 Joseph Madlener Schuhmacher
40 Xaveri Bigelkircher "jetzt" Uhrmacher
Matheis Wittmann Schuhmacher
41 Franz Wohlfarth "jetzt" Taglöhner
Thoman Albrecht Taglöhner
42 Joseph Müller "jetzt" Böttcher
Joseph Miller Schäffler
43 Moises Bachmann "jetzt" Handelsmann
Bernhard Bachmann Handelsmann
44 Clauß Schaller "jetzt" Tagwerker
Joseph Ribeln Tagwerker
44 a Johann Wiedmann Zimmermann
45 Josef Heinrich Taglöhner
45 a Joseph Schneck Zimmermann
45 b Martin Sterz "jetzt" -
Joseph Sterz -
46 Joseph Heinrich "jetzt" Taglöhner
Joseph Rönig -
46 a Sebastian Dietmayer Schuster ein Haus
46 b Joseph Holzinger "jetzt" Taglöhner ein Haus
Joseph Heinrich Uhrgehäusmacher
47 Georg Steinebacher "jetzt" -
Theresia Sieg Witwe
47 a Joseph Wendl Glaser
48 Michl Kempter Maurer
49 Georg Höng Maurer
50 Georg Denk Zimmermann
51 Lukas Peter "jetzt" Maurer
Johann Weiß Schlosser
52 Johann Bischl Maurer
53 a Benedikt Wollmann Kaminkehrer
53 b Johann Kinder "jetzt" Taglöhner
Stephan Mair Taglöhner
54 Joseph Bachmair Zimmermann
55 a Valentin Schuster -
55 b Walburga Förster "jetzt" Sandeiglmacherin
Bartleme Hochgemuth -
56 Donisl Fink Lumpensammler
57 Konrad Drexel "jetzt" Zimmermann
Kaspar Drexel Maurer
58 Niklas Müller "jetzt" Käßhändler
Simon Bartl Tiglsmann
59 a Georg Schumacher "jetzt" Taglöhner
Johann Schuhmacher Taglöhner 1/2
59 b Joseph Kurz Taglöhner 1/2
60 a Johann Reiß "jetzt" Speckhändler
Theresia Reiß Wittwe
60 b Philipp Adolf Kämmle "jetzt" Bücherhändler
Sebastian Michle Maurer
61 Herr Banquier Schmid "jetzt" Banquier
Valentin Schmid Banquier
62 Elisabeth Schmidt Banquierswittwe
63 Johann Endraß "jetzt" Kistler Musterhaus
Anton Baumeister Schullehrer
64 Johann Simlacher Butterhändler
65 Salerfins Ebertbauer "jetzt" Instrummentmacher
Johann Gerhäuser Schreiner
66 Johann Köller Weber
67 Balthasar Werner "jetzt" Schuster
Andreas Geißler Schuster
68 Joseph Rohrer Sonnenwirth
69 derselbe Sonnenwirth
70 Gottfried Henkel "jetzt" Naglschmied
Johann G. Schlanda Buchbinder
71 Georg Hafner "jetzt" Tagwerker
Nikolaus Bergmair Handelsmann
72 Martin Find "jetzt" Schneider
Wilhelm Müller Schuhmacher
73 Sebast Lauterbacher Taglöhner
74 Eustachius Rittler "jetzt" Wagmeister
Heinrich Feiß Handelsmann
75 Carl Müller "jetzt" Uhrgehäusmacher
Augustin Sailer -
76 Joseph Sailer Sattler
77 Gottlieb Gaug Seifenfinder
78 Daniel Bayer "jetzt" Uhrgehäusmacher
Friedrich Kempter Taglöhner
79 Michl Lukard "jetzt" Uhrmacher
Alois Schaller Bäcker
80 Wilhelm Miller "jetzt" Schuhmacher
Georgi Eisele Schuhmacher
81 Gottlieb Gaug Seidenfabrikant
82 - - Musterhaus
83 Berzinus Haindle "jetzt" Gärtner
Sebastian Haindle Gärtner
83 a Berzinus Haindle Gärtner
84 Florian Steppich Bauer
85 Florian Steppich Bauer
86 Lorenz Fleimer Bauer
87 derselbe Bauer
88 Joseph Seitz Bäcker Musterhaus
89 Andreas Erdle Milchmann
90 Michl Breißle Brauer ein Haus
91 Michl Breißle Brauer ein Haus
92 Lorenz Simlacher "jetzt" Paterschenbrauer
Thekla Simlacher Wittwe
93 Johann Guggenmoos "jetzt" Zimmermann
Magdalena Guggenmoos Wittwe
94 Johann Keller Gütler
95 - Schulhaus
96 Johann Bauer Taglöhner
97 Kultus. Stiftungsfond -
98 Lukas Peter Maurer
99 Israelitisches Gemeindehaus -

Quellen:
- Augsburg-Kriegshaber, Kulturhistorische Beiträge zur Ortsgeschichte, von Luis Dürrwanger, Augsburg 1935
- Schwäbisches Hochzeitsbuch - Oberhausen-Kriegshaber - 1667-1875, von Georg Metzger, Stadtbergen 1952
- Mitten im Krieg kam Kriegshaber zu Augsburg, von Maximilian J. Kraus, in: Augsburger Zeitung vom 01.04.1986
- Kriegshaber, Geschichtlicher Abriß eines Augsburger Stadtteils, von Maximilian J. Kraus, in BBLF 64/2001, Kallmünz 2001
- Die Hausbesitzer im Stadtteil Kriegshaber 1830, von Maximilian J. Kraus, in BBLF 65/2002, Kallmünz 2002



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