Bürgergemeinden im Kanton Glarus zwischen 1836 und 2003

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vonarezen
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Bürgergemeinden im Kanton Glarus zwischen 1836 und 2003

Beitrag von vonarezen » Di 11. Okt 2016, 09:11

Bürgergemeinden hiessen bis vor der grossen Gemeindefusion von 2011 Tagwen. Dieser auf die Fronbezirke des Klosters Säckingen im 12. Jh. zurückgehende Begriff fand 1288 Eingang in Glarner Urkunden. Anno 1387 bestanden 15 Wahltagwen (Wahlbezirke), die eine Art Wirtschaftsgemeinschaft mit eigener Allmende und meist eigenem Wald bildeten. Bürgerrechte konnten diese Tagwen, meist aber auch einzelne Einheiten daraus (Dörfer, Gemeinden) betreffen. 1836 wurden in der neuen Verfassung, welche die nach dem Ende der Helvetik wieder eingeführte vornapoleonische Struktur ablöste, 27 Tagwen festgelegt, von denen man Bürger sein konnte.

Zum Zeitpunkt der Drucklegung des Schweizerischen Familiennamenbuchs in der Version von 1962 bestanden 31 Tagwen, die eigene Bürgerrechte vergaben. Diese Aufteilung der Tagwen geht auf das Jahr 1938 zurück.

Die Schwierigkeit in der Zuordnung der einzelnen Familienzweige auf bestimmte Bürgergemeinden ergibt sich dort, wo die historische Herkunft nicht immer zugeordnet werden kann. Linthal, welches so im Familiennamenbuch figuriert, bestand immer aus den drei unabhängige Tagwen (Linthal-)Matt, (Linthal-)Ennetlinth und (Linthal-)Dorf. «Reine» Bürger von Linthal gab es in diesem Sinn gar nicht. Die Gemeinden Filzbach, Obstalden und Mühlehorn waren lange Zeit (bis 1886) unter dem Bürgerort Kerenzen-Mühlehorn zusammengefasst. Gerade im letzten Beispiel finden wir zusammenhängende Familienzweige, die 1962 unterschiedliche oder gleichzeitige Bürgerorte aufweisen.

Wenn wir den Familiennamen Kamm exemplarisch anschauen, der sowohl in Mühlehorn, Filzbach als auch in Obstalden seit vor 1800 verbürgert ist, dann muss man anmerken, dass zu diesem Zeitpunkt keine drei Bürgerorte bestanden. Es gab die Zugehörigkeit zur Kirchgemeinde Kerenzen (Kirche steht in Obstalden), von der sich 1760 Mühlehorn mit eigenem Kirchenbau abtrennte. Daneben gab es (und gibt es noch heute!) Genossamen, denen gewisse Rechte von Bürgergemeinden zustanden (z. B. Waldbesitz). Da nicht alle Familien im Sinn der späteren Bürgergemeinden ortsgebunden waren, kam es am Ende dazu, dass sich die Bürgerorte zusammengehöriger Familienzweige unterschiedlich manifestierten.

Soweit die genealogische Verbindung aufgrund von leider verbrannten Kirchenbüchern überhaupt festgehalten werden kann, gibt es zusammengehörige Familienzweige der Kamm, deren Nachkommen ausschliesslich Bürger von Filzbach oder von Obstalden sind. Andere Familienzweige finden wir sowohl in Filzbach und Obstalden, in Filzbach und Mühlehorn oder in Obstalden und Mühlehorn. Von weiteren Familienzweigen finden wir später gar an allen drei Orten Bürger.

Die Diskussion, wie Familien hier im geneal-forum zuzuordnen sind, ist im Glarnerland nicht bei allen Bürgerorten einfach zu führen. Von 1836 bis 1938 (letzteres Jahr entspricht dem Stand von 1962) kam es zu Veränderungen an vier ursprünglichen Tagwen (s. Anhang). Die anderen Tagwen behielten ihren Bestand bis 2003, als die erste neuzeitliche Fusion von Gemeinden und damit auch Bürgerorten stattfand.

Es spricht trotz allem nichts dagegen, in diesem Forum nach Bürgerorten von 1962 zu ordnen, um damit beispielsweise den ausserregional heute unbekannten geografischen Begriff Kerenzen zu umgehen. Allenfalls kann man sich Mehrfachnennungen bedienen oder sich für einen entscheiden. Wer im Glarnerland sucht, muss sich sowieso an die entsprechenden Kirchgemeinden halten, da die Familienzweige nach solchen geordnet vorliegen und im Glarner Landesarchiv durchsucht werden können. Spätestens dann schlägt jeder, der beispielsweise einen Verwandten mit Bürgerort Filzbach, Obstalden oder Mühlehorn sucht, die Bücher von Kerenzen auf und wird dort fündig.

Landesarchiv des Kantons Glarus:
http://www.gl.ch/xml_1/internet/de/appl ... /f1734.cfm
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Mitglied der Rätischen Vereinigung für Familienforschung RVFF

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